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Kreis Düren

Ein kleiner Pikser, eine große Wirkung

Das Temperaturmessgerät am Eingang zeigt 36,3 Grad – kein Fieber. Die 84-jährige Katharina Trübisch kommt ihrer ersten Corona-Schutzimpfung im Impfzentrum des Kreises Düren einen Schritt näher. Gemeinsam mit Ihrem Mann Johann, ebenfalls 84 Jahre, ist sie für die Erst-Impfung heute von Merzenich nach Düren gefahren.

Ein Besuch im Impfzentrum des Kreises Düren

Doch bevor die beiden endgültig im Wartebereich Platz nehmen dürfen, müssen noch vier Fragen mit "Nein" beantwortet werden: Haben Sie Husten? Geschmacksstörung? Geruchsstörung? Oder hatten Sie Kontakt zu Coronainfizierten? Das Ehepaar verneint und darf auf den mit ausreichendem Abstand aufgestellten Stühlen im Wartebereich Platz nehmen. Auf den Bildschirmen im Wartebereich laufen Aufklärungsvideos zur Impfung, auch in Gebärdensprache. "Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, aber ich freue mich vor allem, dass ich die Impfung jetzt bekomme", sagt Katharina Trübisch. Dann greift sie ihren Rollator, denn ihr Name und der ihres Mannes wurden aufgerufen, es geht zur Registrierung im nächsten Raum. Pfeile auf dem Boden geben den Weg vor, an jeder Ecke stehen Mitarbeiter und helfen zudem bei der Orientierung.

Das Impfzentrum verfügt über acht Impfstraßen mit jeweils zwei Impfräumen.

Eine Mitarbeiterin zeigt den beiden, welcher der neun Schalter gerade freigeworden ist und leitet das Ehepaar dorthin. Der zuvor ausgefüllte Einladungsbogen wird vorgelegt, mit den Daten im Computer abgeglichen und die Impflinge als "anwesend" registriert. Beim Ehepaar Trübisch wird dies die längste Zeit des ganzen Aufenthalts in Anspruch nehmen und das auch nur, weil Dokumente fehlten, die aber sofort an Ort und Stelle ausgedruckt, ausgefüllt und somit nachgereicht werden können – auch auf solche Umstände sind die Mitarbeiter vorbereitet. Eine gute Organisation bildet nämlich das Fundament eines jeden Impfzentrums. Einer der um die Wichtigkeit dieses Satzes weiß, ist Rolf Corda. Er ist der Verantwortliche vor Ort und Leiter des Impfzentrums des Kreises Düren. Der Malteser Hilfsdienst und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betreiben das Impfzentrum. Gemeinsam mit Daniel Braun vom DRK, dem stellvertretenden Einrichtungsleiter, ist Rolf Corda vor Ort für das Impfzentrum verantwortlich. "Die Impfungen sind der Schlüssel in der Bekämpfung der Pandemie. Daher freue ich mich sehr, das Impfzentrum in so verlässlichen Händen zu wissen, die rund um die Uhr dafür Arbeiten, dass der Impfstoff gut und sicher vielen Menschen verabreicht werden kann", betont Landrat Wolfgang Spelthahn.

Rund 2000 Impfungen am Tag

Rolf Corda vom Malteser Hilfsdienst ist der Leiter des barrierefreien Impfzentrums.

Der 62-Jährige Rolf Corda ist seit rund 50 Jahren im Einsatz des Malteser Hilfsdienstes. Zuletzt war der gelernte Rettungsassistent und Qualitätsbeauftragte als Leiter der Sanitätsstation und Mitglied im Leitungsteam einer Flüchtlingsunterkunft tätig, bevor er die Aufgabe bekam, aus dem alten Telekom-Gebäude Am Ellernbusch ein barrierefreies Impfzentrum zu machen. "Wichtig ist, dass man zum einen den Vorgaben und zum anderen den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden kann. Es ist auch wichtig, auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können und dabei einen kühlen Kopf bewahrt“, sagt Corda. Über sein am Gürtel befestigtes Funkgerät ist er mit Mitarbeitern aus dem gesamten Impfzentrum verbunden, um auf diese Ereignisse oder Anfragen reagieren zu können. Meist sind es Fragen zur Liste der heute anstehenden Impfungen. Wer nicht auf der Liste steht und keinen Impftermin hat, kommt gar nicht erst auf das Gelände des Impfzentrums. Das soll unberechtigten Impfungen vorbeugen, denn der Impfstoff ist knapp bemessen. Es soll denen, die in der Impfreihenfolge ganz oben stehen, nichts weggenommen werden. Die Impfreihenfolge ist klar von Bund und Land vorgegeben, daran muss sich auch das Impfzentrum in Düren halten. Vollständige Nachweise über die Impfberechtigung sind daher Voraussetzungen, die gleich am Einlass kontrolliert werden.

Im Schnitt stehen rund 2000 Namen auf der Liste am Einlass, denn das ist die durchschnittliche Anzahl an Menschen, die an einem Tag ihre Corona-Schutzimpfung erhalten. Der Impfstoff von AstraZeneca, für Menschen ab 60 Jahre, und der von Biontech, für Vorerkrankte und Menschen ab 70 Jahre, wird im Impfzentrum verabreicht. Für jeden Impfstoff gibt es dazu einen eigenen Eingang und eigene Registrierungsbereiche, um Verwechslungen vorzubeugen.

„Der Pikser tut jetzt nicht besonders doll weh"

Das Ehepaar Trübisch hat derweil die Registrierung abgeschlossen und keinen weiteren Beratungsbedarf zur Impfung angemeldet. Wenn dem so wäre, dann stünde ein extra Raum bereit, in dem ein Arzt in Ruhe über den Impfstoff und Nebenwirkungen aufklären kann und Fragen beantworten kann, um letzte Unsicherheiten zu klären.

Die Pfeile auf dem Boden leiten das Ehepaar zunächst in einen langen Flur, ein dort stehender Soldat zeigt einen freien Impfraum an. Er ist einer von sechs Soldaten, die im Impfzentrum aushelfen. Sie stehen an jeder Ecke, um Orientierung zu geben und Fragen zu beantworten. Die Stimmung wirkt sehr freundlich, das Lächeln trotz Maske spürbar und jeder Mitarbeiter ist bemüht, zu helfen, zeigt Geduld und Einfühlungsvermögen, um besonders den älteren oder unsicheren Besuchern ein sicheres Gefühl zu geben. „Ich habe auch schon andere Impfzentren gesehen und hier ist es besonders familiär. Alle sind wirklich freundlich und die Menschen werden hier nicht abgefertigt, sondern man sieht das Engagement. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn alle an dem Ziel arbeiten, die Menschen gut zu versorgen“, sagt Nils-Christian Voß, einer der helfenden Soldaten.

Die 84-Jährige Katharina Trübisch bei der Impfung.
Der 84-Jährige Johann Trübisch bei der Impfung.

Im Behandlungszimmer fragt der Leitende Arzt, an diesem Tag Dr. Peter Hecking, die wichtigsten Fragen vorher hab. Bestehen Allergien? Wie ist das Wohlbefinden? Möchten die beiden immer noch die Impfung? Die vorbereiteten Spritzen liegen schon bereit. Sie wurden in einem separaten Raum von pharmazeutisch technischen Assistenzen aufbereitet, denn der gekühlte Impfstoff muss zeitnah vorbereitet werden, damit die Qualität und Wirksamkeit erhalten bleibt. Ehe man sich versieht, ist auch schon die Spritze in freigelegten Oberarm von Katharina Trübisch gesetzt, der Impfstoff injiziert. „Der Pikser tut jetzt nicht besonders doll weh, ich kann mich nicht beschweren“, sagt sie. Ihr Mann, der gleich danach geimpft wird, stimmt ihr zu. „Mir geht es gut, ich fühle mich nicht anders“, sagt Johann Trübisch. Schnell kommt noch der Aufkleber in den Impfpass als Nachweis für die erste Corona-Schutzimpfung. Dann kann es das Ehepaar kaum erwarten, nach Hause zu fahren.

In einem Nebenraum wird der Impfstoff von Fachpersonal aufbereitet, damit dieser zeitnah verabreicht werden kann, ohne dass die Qualität darunter leidet.

Allerdings ist erst noch der rund 20-minütige Aufenthalt im Ruheraum vorgesehen, um bei unvorhergesehenen allergischen Reaktionen schnell eingreifen zu können. „Wir haben bisher keine schweren Nebenwirkungen bei uns festgestellt“, sagt Impfzentrumsleiter Rolf Corda. Die meisten vertragen die Impfung sehr gut. Armschmerzen und Kopfschmerzen seien normale Reaktionen und sogar ein gutes Zeichen, denn das Immunsystem zeigt so, dass es arbeitet. Das Ehepaar Trübisch ist zufrieden, eine unkomplizierte Angelegenheit. „Wir sind froh, dass alles so gut geklappt hat und wir jetzt ein Stück sicherer sind“, sagt Katharina Trübisch, bevor sie und ihr Mann wieder zurück nach Merzenich fahren und in drei Wochen wieder kommen, um die Zweitimpfung zu bekommen.

Das Impfzentrum verfügt über acht Impfstraßen mit jeweils zwei Impfräumen, die 16 Impfzimmer werden je nach Bedarf mit Fachpersonal besetzt. Der entscheidende Tempomacher ist die Impfstoffmenge, die der Kreis Düren vom Land NRW zugeteilt bekommt. Zusätzliche Unterstützung bei den Impfungen bekommt das Impfzentrum durch die Hausärzte, die seit Anfang April ebenfalls mitimpfen und somit weitere Menschen vor dem Coronavirus schützen können.

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