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Kreis Düren

"Im Kreis Düren bekommt man die Hilfe, die man braucht"

Wie der ehemalige Drogenabhängige Marcel Toussaint dank der Unterstützung der job-com, dem Kommunalen Jobcenter des Kreises Düren, in einer Sterneküche landete.

Marcel Toussaint arbeitet als Koch im Burgrestaurant Nideggen.

Zehn Jahre lang war Marcel Toussaint abhängig von Cannabis. Der Verkauf der Droge führte zu einer Freiheitsstraße von drei Jahren auf Bewährung. Clean bleiben oder ins Gefängnis gehen – er hat sich für ein selbstbestimmtes Leben ohne Drogen entschieden. Der Wendepunkt kam am 28. Mai 2018, dem Tag der Gerichtsverhandlung. Marcel Toussaint trennte sich von seinem Freundeskreis (hier sieht er immer noch die größte Gefahr in Bezug auf Drogenkonsum) und entschied sich dazu aktiv nach Hilfe zu suchen. Und die fand er – dank des Hinweises seiner Mutter – bei der job-com, dem Kommunalen Jobcenter des Kreises Düren sowie bei der Dürener Gesellschaft für Arbeitsmarktförderung (DGA). Wir berichteten bereits im vergangenen Jahr. "Die Zuständigen der job-com informieren gerne über berufliche Möglichkeiten und betrachten dabei immer den Menschen als Ganzes. Sie helfen bei bürokratischen Abläufen und geben pädagogische Unterstützung in allen Lebenslagen", sagt Landrat Wolfgang Spelthahn. Olga Oblender von der job-com war die direkte Ansprechpartnerin des Langzeitarbeitslosen, die ihn über das Projekt "Gastrofit" bei der DGA informierte. Hier erhalten Menschen ab 24 Jahren einen intensiven Einblick in die Gastronomie. Darauf folgte eine Ausbildung zum Koch im Gastronomischen Ausbildungszentrum in Nideggen.

Praktikum eröffnete Möglichkeiten

Während der Ausbildung absolvierte er ein Praktikum im Burgrestaurant Nideggen und lernte die vielseitige Welt der Sterneküche kennen, denn das Restaurant hat einen Michelin-Stern. "Ich hatte innerhalb meiner Drogensucht keine Beziehung zum Essen. Kochen ist mein verborgenes Talent, das ich dank der Unterstützung der job-com gefunden habe", erzählt Marcel Toussaint. Gleichzeitig halfen die Mitarbeitenden der job-com beim Umgang mit seinen zuvor angehäuften Schulden. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung wechselte der ehemalige Drogenabhängige direkt in eine Festanstellung, ebenfalls im Burgrestaurant. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet er, Hand in Hand mit den Sterneköchen Tobias Schlimbach und Herbert Brockel, als Entremetier in der Küche. Heißt: der 35-Jährige ist für alle warmen Beilagen zuständig. Eine Multitasking-Aufgabe, bei der oft zehn Töpfe parallel vor ihm stehen. "Ich brauche diese Action und die hohe Konzentration. In einer Küche muss sich jeder auf jeden verlassen können. Ich fühle mich einfach wohl und habe tolle Kollegen", erklärt der Koch. Vom Drogendeal ins Sternerestaurant – was für eine Erfolgsgeschichte.

Kleine und große Zukunftspläne

Doch Marcel Toussaint möchte noch mehr lernen, kreativ arbeiten und mit Geschmäckern spielen. Er liest ein Kochbuch nach dem anderen, um sich weiter inspirieren zu lassen. Am liebsten isst er (privat) übrigens gute Hausmannskost, wie Rouladen oder Gulasch. Mittlerweile hat er einen gesunden Bezug zu Lebensmitteln und integriert Wertschätzung sowie Nachhaltigkeit in sein Handwerk. Aspekte, die ihn auch privat berühren. Er lernte eine ehemalige Freundin ganz neu kennen und führt mit ihr seit zwei Jahren eine Beziehung. Eine vier Monate alte Tochter und ein Haus in Gey runden das Glück ab. "In Zukunft will ich mich innerhalb der Sternegastronomie weiterentwickeln und ein noch besserer Koch werden. Außerdem möchte ich jungen Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, helfen. Wenn ich es aus der Drogensucht geschafft habe, dann schafft das auch jede und jeder andere. Der Wille und die Ehrlichkeit zu sich selber zählen. Hier im Kreis Düren bekommt man die Hilfe, die man braucht", sagt Marcel Toussaint. Er ist dankbar für die Starthilfe und die Finanzierung seiner Berufsausbildung. Ein Geheimtipp für die alltägliche Küche darf an dieser Stelle aber natürlich nicht fehlen: "Das Spiel auf der Zunge muss rund sein. Ein Mix aus süß, sauer, salzig, bitter und umami – mit ein wenig Schärfe. Umami schmeckt herzhaft und vollmundig. Wenn alle Geschmacksrichtungen aufeinander treffen, ist das eine Explosion im Mund", beschreibt der leidenschaftliche Koch. 

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Bildnachweise

  • Marcel Toussaint und Burgrestaurant Nideggen
  • Marcel Toussaint.