"Chance auf ein neues Leben nutzen"
Für eine Klassenarbeit oder eine praktische Prüfung während der Ausbildung zu lernen, ist für viele eine Herausforderung. Komplizierte Zusammenhänge, schwierige Fachbegriffe und umfangreiche Themen. Wenn dann noch fehlende Deutschkenntnisse hinzukommen, ist die Herausforderung besonders groß. Hier setzt das „Mentoring-Projekt” des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Düren an. Das Konzept ist einfach, aber wirkungsvoll: Ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren begleiten die Auszubildenden und Schüler regelmäßig – idealerweise einmal pro Woche – und helfen ihnen dabei, ihre Deutschkenntnisse speziell im beruflichen Bereich zu verbessern.
Die Mentorinnen und Mentoren werden von den Projektverantwortlichen Karin Stobbe und Stephanie Schneider begleitet und suchen die passenden Schützlinge, die Mentees. Dabei spielen vor allem die Fachrichtung der Ausbildung und die Erfahrung der Ehrenamtlichen in dem Bereich eine wichtige Rolle – aber auch die „Chemie” muss stimmen. „Ehrenamtliche werden immer gesucht, die ihre Zeit gerne für andere einsetzen und interessiert sind, sprachlich und fachlich zu helfen und letztendlich so auch zur Integration beizutragen”, erklärt Karin Stobbe. Aber auch die Mentees müssten Engagement zeigen und die Hilfe annehmen, sonst sei der Lerneffekt nicht groß.
Thomas Kraft hat sich entscheiden, seine Zeit als Mentor für andere einzusetzen. Der 66-Jährige Rentner, der früher selbstständiger Unternehmer war und Edelstahlgehäuse für die Industrie gebaut hat, erklärt seine Motivation, nach dem Berufsleben ehrenamtlich aktiv zu bleiben: „Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben und mich für andere einsetzen. Jeder Mensch hat ein Anrecht, vernünftig zu lernen. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit.”
Er unterstützt seit ein paar Monaten zwei junge Männer aus Guinea bei ihrer Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer beziehungsweise zum Industriemechaniker.
„Es ist eine tolle Zusammenarbeit. Die beiden ergreifen ihre Chance auf ein neues Leben, sind motiviert und sehr zuverlässig”, sagt er. „Hier kann man Integration live mitmachen. Es ist wichtig, die Menschen von Anfang an zu begleiten und richtig zu integrieren, denn langfristig wird die Gesellschaft davon profitieren.” Jeweils einen festen Termin in der Woche hat er mit seinen Mentees verabredet, in dem sie eine Stunde (auf deutsch) durchgehen, was sie in der Schule und im Betrieb gelernt haben und welche Bereiche sie sprachlich vertiefen wollen, denn das Fachvokabular kann auch für Muttersprachlerinnen und Muttersprachler eine Herausforderung sein.
Auch sein Mentee, Alpha Oumar Diallo, freut sich über die Unterstützung und das gute Vertrauensverhältnis zwischen den beiden. „Mir gibt das Mentoring-Projekt Sicherheit und Motivation. Herr Kraft unterstützt mich dabei, meine Ziele klarer zu sehen und Schritt für Schritt weiterzukommen”, sagt der 18-Jährige. Er ist seit zwei Jahren in Deutschland und hofft, hier Fuß fassen zu können. Dazu macht er eine Ausbildung als Industriemechaniker im Fachbereich Maschinen- und Anlagenbau.
Die Ehrenamtlichen werden nicht allein gelassen: Eine Basisschulung zu Beginn sowie regelmäßige Treffen zum Austausch sind fest eingeplant. „Gerade im Ehrenamt ist der Gemeinschaftsaspekt sehr wichtig. Deshalb organisieren wir regelmäßige Austauschtreffen für die Mentorinnen und Mentoren“, sagt Stephanie Schneider. Aktuell gibt es 14 Ehrenamtliche, die 17 junge Menschen betreuen. Der Bedarf ist allerdings größer. Das Kommunale Integrationszentrum sucht daher weiterhin nach Engagierten. Wer sich für das Mentoring-Programm interessiert, kann sich beim Kommunalen Integrationszentrum melden. Das ist möglich unter 02421/221046920 oder per E-Mail an ki-sekretariatkreis-duerende. Alle weiteren Infos auch unter www.kreis-dueren.de/mentoring (Öffnet in einem neuen Tab)

