Per Tablet geschützte Daten abrufen
In einem Moment ist alles in Ordnung, im nächsten geht es um Leben und Tod. Ein Notfall kündigt sich nicht an. Plötzlich können sie auftreten, die starken Schmerzen in der Brust, Atemnot, Übelkeit, Schwindel – gefolgt von Angst. Je schneller die Notrufnummer 112 gewählt wird, desto besser. Der Notruf kommt in der einheitlichen Leitstelle des Kreises Düren an, die auf dem Campus in Stockheim angesiedelt ist. Die Disponenten in der Leitstelle nehmen den Anruf entgegen und erste Daten auf, schicken Rettungswagen sowie Notarzt sofort zum Patienten. Nach wenigen Minuten sind die Rettungskräfte beim Anrufer und können vor Ort konkret helfen, weitere Fragen stellen und unter anderem beispielsweise ein EKG machen. In diesem Szenario geht es mit Verdacht auf Herzinfarkt dann ins Krankenhaus, wo der Patient die nötige Versorgung erhält. Dieser Fall passiert täglich in Deutschland. Eine reibungslose, schnelle und kompetente Notfallversorgung ist hier das A und O.
Im Kreis Düren hat die Notfallversorgung "einen Quantensprung" gemacht, wie Landrat Wolfgang Spelthahn es ausdrückt. Vom Eingang des Notrufes in der Leitstelle über die Versorgung durch die Rettungskräfte vor Ort bis zur Aufnahme im Krankenhaus werden die Daten der Patienten nun durchgehend digital erfasst und ergänzt. Die teils umständliche und zeitintensive Dokumentation per Hand fällt weg. So kann die Notfallversorgung effizienter, zuverlässiger und zielgerichteter erfolgen. "Es ist ein enormer Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Düren. Die Systeme enden nun nicht mehr an der Krankenhaustür, sondern die Datenerfassung erfolgt übergreifend und sicher. Ich sage herzlichen Dank an alle Beteiligten, die diese positive Neuerung ermöglicht haben", sagte Landrat Wolfgang Spelthahn. Damit ist der Kreis Düren in der Region Vorreiter in Sachen mobile Datenerfassung.
Sobald der Notruf eintrifft, werden die ersten Daten erfasst. Diese können auch von den Rettungskräften sowie den Notärzten per Tablet abgerufen werden. Vor Ort, beispielsweise an der Unfallstelle, können dann weitere Daten wie Verletzungen eingetragen, EKG erfasst sowie die persönlichen Daten der Patienten vermerkt werden. Schlüssel dieser Neuentwicklung ist das NIDApad – ein Internetfähiges Tablet, das unter anderem mit Kamera und Kartenlesegerät ausgestattet ist. Hier werden die Daten ergänzt und den Krankenhäusern von unterwegs übermittelt. Alle Kliniken im Kreis Düren und die Rettungsdienst Kreis Düren AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts/RDKD) sind an das System angeschlossen: Das Krankenhaus Jülich, das St. Marien-Hospital Birkesdorf, Krankenhaus Düren und St. Augustinus-Krankenhaus Lendersdorf. Auch die LVR-Klinik Düren ist involviert. Außerhalb des Kreises nutzen zudem die Uniklinik Aachen und das Kreiskrankenhaus Mechernich dieses System. "Bisher mussten diese wichtigen Daten nochmal im Krankenhaus abgefragt, dann in neue Formulare eingetragen, eingescannt und an interne Systeme überspielt werden. Jetzt können die Daten, die am Einsatzort aufgenommen wurden, direkt an das Ziel-Krankenhaus übermittelt werden", sagt Dr. Norbert Hambach, stellvertretender ärztlicher Leiter Rettungsdienst Kreis Düren sowie stellvertretender Leiter der Notaufnahme Lendersdorf.
Durch den zeitnahen (und geschützten) Datenaustausch mit dem Krankenhaus kann das Personal vor Ort – noch bevor der Patient eintrifft, gezielte Vorbereitungen treffen, beispielsweise das EKG auswerten, vorab Spezialisten hinzuziehen oder gar andere Krankenhäuser empfehlen, die für die entsprechenden Patienten spezialisiert sind. Die Krankenhäuser können zielgenau entsprechende Vorbereitungen treffen, zumal sie auch per Signal sehen, wann der Rettungswagen mit dem Patienten eintrifft. "Die Vorteile des neuen Systems sind genauere Übergaben, die Daten müssen nicht doppelt erfasst werden, was wichtige Zeit erspart und die Fehlerquoten durch Unleserlichkeit wird deutlich verringert. Es ist eine Arbeitserleichterung für die Rettungskräfte und sorgt für eine verbesserte Versorgung der Patienten", sagt RDKD-Vorstand Peter Kaptain und betont: "Diese Entwicklung funktioniert nur dank der guten Kooperation mit den Krankenhäusern." Die Daten liegen geschützt auf einem zertifizierten Server und sind nur von den zuständigen Mitarbeitenden einsehbar. "Eine Weitergabe an Unbefugte ist nicht möglich. Zudem sorgt eine interne Abfrage dafür, dass jede Einsicht dokumentiert wird", erläutert Jens Juchem, Projektverantwortlicher für mobile Datenerfassung bei der RDKD.