Das klare Ziel: Helfen
Es ist die Geschichte einer Reise, die vor wenigen Wochen noch niemand für möglich gehalten hätte, die vielmehr niemandem in den Sinn gekommen wäre. Doch so erschreckend rasant die Entwicklungen des Krieges in der Ukraine voranschreiten, so rasant musste auch gehandelt werden. Gesagt, getan. Als sich ein großer silberfarbener Bus am Dienstag, 8. März, gemeinsam mit einem vollbeladenen Fahrzeug des Amtes für Bevölkerungsschutz des Kreises Düren vom Gelände der Rurtalbus GmbH aufmachte, ahnte noch niemand, wie die Reise ausgehen würde. Das kleine, acht Personen starke Team, steuerte die polnisch-ukrainische Grenze an. Das Ziel: Helfen. Diese Hilfsaktion brachten Landrat Wolfgang Spelthahn, die Rurtalbus GmbH und Mitglieder des Kreistages auf den Weg. Mit im Bus war der Geschäftsführer der Rurtalbus GmbH, Nik Asbach. Mit ihm reisten außerdem ein ehrenamtlicher Arzt, zwei ukrainisch sprechende Helfer und zwei Mitarbeiter der Rurtalbus. Zwei Beschäftigte des Rettungsdienstes steuerten den LKW. Beide Fahrzeuge vollbeladen mit Hilfsgütern, die unter den Kreis- und Rurtalbus-Mitarbeitenden gesammelt wurden. Hygieneartikel, Decken, Konserven, Medikamente, Schlafsäcke, Wasser – lebensnotwendige und in der Ukraine dringend benötigte Artikel. Um 8 Uhr startete die Reise ins Unbekannte. "Wir verabschieden heute diese mutigen Helferinnen und Helfer, die sich auf den Weg machen, um den Menschen zu helfen, die unsere Hilfe gerade sehr dringend benötigen", sagte Landrat Wolfgang Spelthahn.
Nach etlichen Stunden auf der Straße und einer Übernachtung im polnischen Krakau, erreichte der Tross die Grenze. "Dort haben wir die Hilfsgüter in einen Sattelschlepper umgeladen. Sie gelangten nach Stryi, in die ukrainische Partnerstadt der Stadt Düren, etwa 140 Kilometer jenseits der Grenze", berichtet Nik Asbach. Allein das Umladen habe rund zwei Stunden gedauert. Vor Ort hat das Team dann 20 ukrainischen Flüchtlingen eine Mitfahrgelegenheit in den Kreis Düren angeboten. Unter ihnen zumeist Frauen und ihre Kinder mit erschreckend wenig Gepäck. So voll der Bus – beladen mit Hilfsgütern – auf dem Hinweg war, so leer waren die Gepäckräume auf dem Rückweg. Bei einem Zwischenstopp in Krakau nahm der Bus weitere Menschen auf. Dies hatte sich über Kontakte ergeben.
Mit dem silberfarbenen Bus, den Mercedes zur Verfügung gestellt hatte, machte sich die Gruppe auf den Weg nach Düren. Nik Asbach und die zwei weiteren Mitarbeiter der Rurtalbus GmbH wechselten sich bei der 24-stündigen Fahrt ab. Währenddessen war es "auffällig ruhig", wie Asbach berichtet. "Man hat den Menschen schon angemerkt, dass sie traumatisiert sind und ganz schlimme Dinge erlebt haben. Daher war es gut, dass wir eine Ukrainisch sprechende Kollegin dabei hatten, die sich sehr gut um die Menschen gekümmert hat", sagt Asbach. Am Donnerstagvormittag erreichte der Bus dann sein Ziel: die Kreisverwaltung Düren. Hier erwartete die Flüchtlinge und alle beteiligten Helfer eine warme Mahlzeit, Getränke, eine nette Begrüßung und vor allem eine Menge Menschen, die ihre Hilfe angeboten hatten. Willkommensberaterinnen und Dolmetscher des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises sowie Menschen, die ihre Wohnungen für einen ersten Aufenthalt zur Verfügung stellen, empfingen die Neuankömmlinge herzlich und in Landessprache. Bereits während der Fahrt wurden ihre Kontakte aufgenommen. "Wir konnten die Familien über Nacht dann nach individuellen Bedürfnissen und Größen der Familien vermitteln", so Asbach. Aufatmen. Der schwierige, ungewisse Teil war geschafft.
Es war eine Reise, die spontan geplant wurde. Eine Reise, deren Ausgang vorher niemand kannte. Eine Reise, die verdeutlichte, wie zerbrechlich der Frieden in Europa ist. Nik Asbach und seine Kollegen sind froh, dass sie diese Reise unternommen haben. "Nicht nur diese Aktion, sondern auch die weiterhin andauernde Hilfe, die uns Tag für Tag angeboten wird, zeigt, dass wir auch hier im Kreis Düren alles dafür tun, um die Menschen aus der Ukraine zu unterstützen. Wir sehen aktuell leider unfassbares Leid. Frauen, Männer, Kinder, Familien: Sie alle sind riesigen Gefahren und einer unbeschreiblichen Not ausgesetzt. Daher möchten wir helfen, wo es uns möglich ist", sagt Landrat Wolfgang Spelthahn.